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Hochschul- und Wissenslandschaft

Das Fraunhofer ISC bietet Hochstrom-Batteriekanäle für Zellen aus dem Automobilbereich, der stationären Energiespeicherung und anderen Hochleistungs- oder Großzellenanwendungen. Foto: K. Dobberke für Fraunhofer ISC

KÜNSTLICHE INTELLIGENZ: HOCHSCHUL- UND WISSENSLANDSCHAFT - FÜR DIE ZUKUNFT GERÜSTET

Lehre, Wissenschaft und Forschung haben in Würzburg eine lange Tradition. Die im Jahr 1402 gegründete Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) war die vierte Universität im heutigen Deutschland und ist die älteste Universität in Bayern. Mit mehr als 28.000 Studenten ist die JMU eine Volluniversität und inzwischen die viertgrößte Universität in Bayern. Bisher konnten 14 Nobelpreisträger und außergewöhnliche Wissenschaftler, die meisten aus der Medizin, Chemie oder Physik, wie Wilhelm Conrad Röntgen (Röntgenstrahlen) oder Rudolf Virchow (Zellular-Pathologie) sowie 11 Leibniz-Preisträger hervorgebracht werden.

 Auch wissenschaftliche Einrichtungen wie das Deutsche Zentrum für Herzinsuffizienz, das Rudolf-Virchow-Zentrum, das Helmholz-Institut für RNA-basierte Infektionsforschung oder die Max-Planck-Forschungsgruppe für Systemimmunologie tragen den guten Ruf der Universität über die Grenzen von Mainfranken hinaus. Das Studienangebot der JMU reicht von Jura bis Altorientalistik und wurde in den letzten Jahren um viele innovative Studiengänge wie Digital Humanities, Nanostrukturtechnik, Games Engineering kontinuierlich erweitert. So ist es möglich, deutschlandweit einmalige Studienabschlüsse wie den „Space Master“ im Studiengang Luft- und Raumfahrtinformatik anzubieten. Den hierfür benötigte Platz bietet das 39 Hektar große Gebiet des Campus Hubland Nord, auf dem auch die Graduate School of Lifesciences oder das Helmholtz-Institut für Infektionsforschung angesiedelt sind.

Die Sparten der Produktprüfung, -zertifizierung und Analytikservices im Kunststoff-Zentrum SKZ orientieren sich an einer konsequenten zukunftsfähigen und nachhaltigen Strategie. Foto: Kunststoff-Zentrum SKZ
Die Sparten der Produktprüfung, -zertifizierung und Analytikservices im Kunststoff-Zentrum SKZ orientieren sich an einer konsequenten zukunftsfähigen und nachhaltigen Strategie. Foto: Kunststoff-Zentrum SKZ

Aber auch vermeintlich neue Themen wie die Künstliche Intelligenz (KI) gibt es schon seit 1992 an der Universität Würzburg – am Lehrstuhl für Informatik VI-Künstliche Intelligenz und Wissenssysteme. Der Lehrstuhl beschäftigt sich u.a. mit Daten- und Wissensverarbeitung, Bildinterpretation und Informationsextraktion aus juristischen Urteilen oder medizinischen Befunden. Auch hat der Lehrstuhl für das Projekt „Zentrum für digitales Experimentieren 4.0“ (ZDEX) rund 2 Millionen Euro Fördermittel aus dem Europäischen Sozialfond (ESF) erhalten. Damit soll Mitarbeitern von kleinen und Mittleren Unternehmen (KMU) die Möglichkeit geschaffen werden, ihre Kompetenzen in der Arbeitswelt 4.0. zu erproben weiterentwickeln zu können. So schafft es die Universität, hochaktuelles wissenschaftliches Knowhow an KMU in der Region weiterzugeben und so eine von vielen Verbindungen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft zu stärken. 

Dass die Künstliche Intelligenz eine der Schlüsseltechnologien des 21. Jahrhunderts ist wird bestätigt durch die hohen Investitionen des Freistaats Bayern in die KI. Als Teil der Hightech Agenda Bayern (HTB) wird die KI-Forschung massiv ausgebaut. Insgesamt werden 100 neue Professuren auf dem Zukunftsgebiet bis Ende 2023 geschaffen werden. Damit soll der Lehre und Ausbildung von Fach- und Führungskräften in allen bayerischen Regionen ein kräftiger Anschub gegeben werden. Damit Bayern seine Wissenschaftsstandorte stärken und die Wettbewerbsposition verbessern kann.

Ausgehend vom KI-Zentrum in München gibt es in Bayern vier KI-Knotenpunkte: Ingolstadt, Erlangen-Nürnberg und Würzburg, die landesweit ein thematisch fokussiertes Netzwerk der KI-Forschung aufspannen. Bereits im Sommer 2020 hat Wissenschaftsminister Bernd Sibler den Startschuss für den KI-Knoten Würzburg gegeben. Dieser „Data Science-Knoten“ wird von der Julius-Maximilians-Universität (JMU) und der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt (FHWS) gemeinsam, aber mit getrennten Einrichtungen betrieben. So ist das Center for Artificial Intelligence Data Science (CAIDAS) an der JMU und das Center for Artificial Intelligence and Robotics (CAIRO) an der FHWS zentrale Schnittstelle des KI-Data Science-Netzwerks. Hierfür stellt der Freistaat insgesamt 10 Professuren zur Verfügung. Den Kern von CAIDAS bilden 19 Professuren, die sich den methodischen Grundlagen und verschiedenen Aspekten der Interaktion von Mensch und Computer widmen. Auch Grundlagen der KI für die Geistes-, Gesellschafts- Natur- und Lebenswissenschaften gehören dazu. Die Aufgabe von CAIRO ist, als bayernweiter Hotspot für Technologietransfer und Kompetenz- sowie Knowhow-Katalysator für alle bayerischen Unternehmen, Hochschulen und Gründungsinitiativen zur Verfügung zu stehen. Mit vier Professoren aus der HTB, vier KI-Forschungsprofessoren und 10 KI-Anwendungsprofessoren forscht die FHWS an den zusammenhängende Feldern der kognitiven Intelligenz (Sprache, körperliche Bewegung, Lernen) und wollen ein universelles System hervorbringen. 

Und so sind wir bei der zweiten wichtigen Hochschuleinrichtung in Mainfranken – der Fachhochschule Würzburg-Schweinfurt, die im Jahr 2021 ihr 50-jähriges Jubiläum feierte und im Jahr 2022 von Ministerpräsident Markus Söder bei der Einweihung von CAIRO zur Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt (THWS) berufen wurde. Damit kommt das wissenschaftliche Renommee zum Ausdruck, dass die THWS mit ihren zwei Standorten, Würzburg und Schweinfurt, in der Region und darüber hinaus darstellt. Die THWS entwickelte sich in den letzten Jahren rasant weiter durch ausgezeichnete Projekte, neue Professoren, übergreifende Institute und neue Studiengänge. Zum Beispiel das fakultätsübergreifende Institut Digital Engineering (IDEE) beschäftigt sich mit den Themen Industrie 4.0, Produktionstechnik, Internet of Things und beheimatet das schon beschriebene Center für künstliche Intelligenz (CAIRO) und das Center Robotics (CERI). Aber auch nicht-technische Bereiche, wie die Fakultät Gestaltung gehören mit ihren vielen Auszeichnungen zur Excellenz und die THWS zu den besten Design-Hochschulen Deutschlands. In den letzten 10 Jahren wurden neue grundständige und innovative Studiengänge wie E-Commerce, Technomathematik, Geovisualisierung, Robotik und Wasserstoff entwickelt und erfolgreich eingeführt. In einem neuen Innovationslabor am Standort Schweinfurt, dem WERK:RAUM bietet die THWS ein kreatives Umfeld für Studierende mit Gründungsambitionen. Aktuell sind über 9300 Studierende bei 252 Professorinnen und Professoren und über 500 Mitarbeitern eingeschrieben. Die THWS betreibt 90 Labore sowie 7 Institute und zwei Technologietransferzentren, zum Jahresende kommen weitere drei Technologietransferzentren hinzu.

Mit den Technologietransferzentren (TTZ) spannt die THWS ein Forschungs- und Transfernetzwerk über alle Landkreise in Mainfranken. Begonnen vor über 10 Jahren mit dem TTZ Elektromobilität (TTZ-EMO) in Bad Neustadt, Landkreis Rhön-Grabfeld konnte aktuell das zweite TTZ für Kunststoffwellrohre (TTZ-SPPS) in Haßfurt, Landkreis Hassberge eröffnet werden. Ein weiteres TTZ für Laboranalytik in Bad Kissingen, Landkreis Bad Kissingen, ein TTZ für 3D-Druck in Marktheidenfeld, Landkreis Main-Spessart und ein TTZ Robotik und Digitalisierung in Kitzingen, Landkreis Kitzingen folgen zum Jahresende. Unter Beteiligung von Unternehmen und Institutionen, wie die IHK Würzburg-Schweinfurt, wird ein Stiftungsvolumen bereitgestellt, dass zusätzlich zu den 25 Mio. Euro bayerischen Fördermitteln den Stiftungsprofessor und das TTZ unterstützt. Durch die Nähe der TTZ zu den Unternehmen in den Landkreisen erhofft sich die THWS und die Stifter einen noch besseren Technologietransfer, höhere Attraktivität der Region und bestens qualifizierte Fachkräfte. 

Zusätzlich zu den zwei Hochschulen sind in Würzburg weitere außeruniversitären Einrichtungen angesiedelt, die ein dichtes Netzwerk zwischen Wirtschaft und Wissenschaft bilden. Hierzu zählen das Fraunhofer-Institut für Silicatforschung (FhG-ISC), das Kunststoff-Zentrum (SKZ), das Center for Applied Energy Research e.V. (CAE), das Zentrum für Telematik e.V. (ZfT), das Steinbeis Forschungszentrum Design & Systeme, das Fraunhofer IIS Magnetresonanz und Röntgenbildgebung und das Cluster Nanotechnologie. In Schweinfurt befindet sich eine Fraunhofer IPA Arbeitsgruppe KI-NOW. Auch in der Medizin ist die Region stark und es existieren Kooperationsnetzwerke wie das Helmholtz-Institut für RNA-basierte Infektionsforschung (HIRI), das Comprehensive Cancer Care Center Mainfranken (CCCM) oder das Digitalisierungszentrum Präzisions- und Telemedizin (DZ.PTM). Im Netzwerk ist auch das Zentrum für Telemedizin (ZTM) in Bad Kissingen integriert. 

Eine dichte Forschungs- und Wissenslandschaft fördert in Zusammenarbeit mit der mainfränkischen Wirtschaft den notwendigen Technologietransfer, der langfristig die Zukunft der Unternehmen, Arbeitsplätze und Wohlstand in der Region sichert. Daher unterstützt die mainfränkische Wirtschaft, vertreten durch die IHK Würzburg-Schweinfurt, seit 1982 die innovativen wissenschaftlichen Aktivitäten an den Hochschulen mit dem Förderpreis der mainfränkischen Wirtschaft.

Der Industrie-, Technologie- und Forschungsausschuss der IHK zu Besuch im Robotik-Labor der THWS in Schweinfurt Foto: IHK Würzburg-Schweinfurt
Der Industrie-, Technologie- und Forschungsausschuss der IHK zu Besuch im Robotik-Labor der THWS in Schweinfurt Foto: IHK Würzburg-Schweinfurt

Titelbild: Das Fraunhofer ISC bietet Hochstrom-Batteriekanäle für Zellen aus dem Automobilbereich, der stationären Energiespeicherung und anderen Hochleistungs- oder Großzellenanwendungen. Foto: K. Dobberke für Fraunhofer ISC