Zum Inhalt springen

Geografische Lage

Mainfranken Geografisch: Landschaften mit Charakter

Wer Mainfranken kennenlernen und es in seinem Wesen verstehen möchte, sollte zunächst mit größerem Abstand auf die Region blicken. Auf einer Karte Mitteleuropas findet man die Region sehr zentral. Und noch wichtiger – international bedeutsame Verkehrswege binden die Region an: Die Nord-Süd Autobahn A 7 und die A 3 kreuzen sich bei Würzburg, ebenso wie die parallelen Intercity-Verbindungen der Bahn. Drei weitere Autobahnen strahlen von Mainfranken aus. Und die Main Donau-Wasserstraße verläuft etwa 200 Kilometer durch Mainfranken und ermöglicht hier Massenguttransporte mit dem Binnenschiff.

Aber das ist bereits Ergebnis der Inwertsetzung des Menschen. Das Grundgerüst Mainfrankens ist Jahrmillionen bevor der Mensch hier siedelte entstanden. Es stammt aus dem Erdmittelalter, aus der Trias. Und so ist die Grundstruktur der mainfränkischen Landschaft auch eine Dreigestaltige: Buntsandstein, Muschelkalk, Keuper. Diese drei von West nach Ost sind die Ablagerungen, die – ursprünglich übereinanderliegend – in der Erdneuzeit schräg gestellt, dann unterschiedlich abgetragen das vielgestaltige und liebreizende Bild Mainfrankens prägen und die natürlichen Grenzen zu den Nachbarregionen bilden (s. Information).

Der Kreuzberg – Blick von den Golgota-Kreuzen auf das abendliche Wildflecken im Nebel.
Der Kreuzberg – Blick von den Golgota-Kreuzen auf das abendliche Wildflecken im Nebel Foto: Joannes Christian Rost / Regierung von Unterfranken

Auf dem Buntsandstein im Westen entstanden die Kulturlandschaften Spessart und Rhön. Sie sind spät besiedelte Mittelgebirge, die Sprachgrenzen herausbildeten gegenüber Hessen und dem Bayerischen Untermain. Der Spessart ist nach wie vor das größte geschlossene Laubwaldgebiet Deutschlands. Die Rhön besticht als Land der offenen Weiten und des Biosphärenreservats durch seine unbewaldeten Kuppen mit hoher Fernsicht. Hier finden wir die einzigen vulkanischen Formen Mainfrankens vor. Die Keuperschichtstufe im Osten markiert den Beginn von Haßberge und Steigerwald, bewaldete Mittelgebirge, die Mainfranken von Ober- und Mittelfranken trennen. Dazwischen liegt das mainfränkische Becken, auch als mainfränkische Platten bezeichnet, welches vom Muschelkalk geprägt und teilweise von fruchtbarem Lößlehm bedeckt ist. Dieser Kernraum Mainfrankens ist tiefer gelegen, trockener und wärmer und wurde daher früher besiedelt. Die fruchtbaren lößbedeckten Bereiche, die intensiver landwirtschaftlich genutzt werden als die sie umrahmenden Waldgebirge, werden auch gerne als Gäuflächen bezeichnet.

In diese mainfränkischen Platten hat sich der Main zum Teil tief eingeschnitten. Das Wesen der mainfränkischen Landschaft ist ohne den Main als Namensgeber unserer Region nicht denkbar. Der Main – längster Ost-West fließender Strom Mitteleuropas – durchfließt Mainfranken durch seinen verschlungenen Lauf mit 226 Kilometern Länge und prägt die Landschaft, aber auch die Siedlungs- und Wirtschaftsentwicklung. Der Main entwässert mit seinen Nebenflüssen Fränkische Saale, Wern, Sinn und Tauber ganz Mainfranken. Im Bereich des Maindreiecks formt er markante, steilwandige Muschelkalktäler. Dieser Dreiklang aus weitgespannten Ackerflächen, darin eingetieften Muschelkalktälern und rahmenden Waldgebirgen ist das hervorstechende Merkmal der mainfränkischen Landschaft. 

Reist man von Oberfranken nach Unterfranken entlang des Mains, so entdeckt man sofort, was den wesentlichen Unterschied für Touristen, aber auch für die Lebensqualität der Mainfranken selbst ausmacht: der Wein! Die ersten Weinberge kommen bei Zeil am Main in den Blick. Mainfranken ist Weinfranken. Folgt man dem Lauf des Mains sind die sonnenexponierten Hänge mit Weinreben bestückt. Die Weinbergslagen reichen vom Ziegelangerer Ölschnabel über die Obereisenheimer Höll, den Escherndorfer Lump, das Randersackerer Ewig Leben, den Würzburger Stein bis zum Homburger Kallmuth. Weiter westlich, hinter Wertheim, beginnt das fränkische Rotweingebiet und damit der Bayerische Untermain. 

Abgrenzungen und Definitionen von Mainfranken sind so zahlreich wie unterschiedlich. Manche beziehen den bayerischen Untermain mit ein. Andere wiederum das oberfränkische Bamberg. Am substanziellsten ist die Definition und Abgrenzung des langjährigen Würzburger Geografieprofessors und Landeskundlers Alfred Herold. Er bezeichnet Mainfranken als „das Gebiet an Main, Tauber und Fränkischer Saale, das offene altbesiedelte Gebiet zwischen den spätbesiedelten Waldlandschaften von Odenwald, Spessart und Rhön im Westen, Frankenhöhe, Steigerwald und Haßbergen im Osten. Mainfranken umfasst auch noch den Teil der Gebirgsumrahmung, der kulturell oder wirtschaftlich auf die Kernlandschaft ausgerichtet ist.“ Wir können die politisch-administrative Wirklichkeit nicht ganz ausblenden. Deswegen umfasst im Alltagsgebrauch Mainfranken aktuell zumeist Unterfranken ohne den bayerischen Untermain oder anders ausgedrückt auch die Planungsregionen Würzburg und Main-Rhön und damit den Kammerbezirk der IHK-Würzburg–Schweinfurt.

Schon der Weinliebhaber Goethe entbrannte für diese Lebensqualität – und den Würzburger Wein. 1806 schrieb er geradezu drängend „Sende mir doch einige Würzburger, denn kein anderer Wein will mir schmecken, ich bin verdrüsslich, wenn mir mein gewohnt Lieblingstrank abgeht!“. Früher ließ er bereits seinen Götz von Berlichingen verlautbaren: „Franken ist ein gesegnetes Land!“. Und das ist es wirklich. Wie an einer Perlenkette reihen sich entlang des Mains malerische Städte mit pittoresken Burgen und Fachwerkhäusern. Den Höhepunkt bildet die barocke Fürstbischofsstadt Würzburg mit der prächtigen Residenz und der auf Weinbergen über Würzburg wachenden Festung Marienberg. Die reiche Kulturlandschaft Mainfrankens hat hier im Maintal und an der Saale seine größten Schätze aus Architektur und Kunst zu bieten. 

Der mäandernde Main prägt die Region zwischen Staigerwald und Spessart und gibt ihr den Namen.
Der mäandernde Main prägt die Region zwischen Staigerwald und Spessart und gibt ihr den Namen.Illustration: Jürgen Hüfner

Landschaftliche Extreme wie im alpinen Hochgebirge sucht man in Mainfranken vergeblich. Es ist die beschriebene anmutige und nuancenreiche Kleinteiligkeit der mainfränkischen Landschaft, in Kombination mit kulturellem Reichtum, gemütlicher Urbanität und 270 Winzerorten die die Menschen anzieht. Inzwischen über sechs Millionen Gästeübernachtungen (vor Corona) in einer Region mit knapp einer Million Einwohnern beweisen, dass es die Region inzwischen verstanden hat, ihre Attraktivität erfolgreich zu vermarkten. 

Ihre Attraktivität verdankt die Region Mainfranken nicht zuletzt auch dem milden und sonnenreichen Klima. In Gegenwart und Zukunft liegt hier aber auch ein Risiko: die Region ist ein Hotspot des menschengemachten Klimawandels. So wird nicht nur der Umgang mit steigenden Temperaturen, sondern insbesondere auch mit langen Trockenphasen sowie mit Wassermangel im Bereich von Flüssen und sinkenden Grundwasserständen eine entscheidende Herausforderung für Mainfranken sein.

Titelbild: Grandioser Blick von der Vogelsburg im Landkreis Kitzingen auf die größte Flussmäanderlandschaft in Bayern – die Mainschleife
Foto: Touristinformation Volkacher Mainschleife