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Handwerk

Handwerk neu denken – dieser Aufruf der Imagekampagne des Deutschen Handwerks fordert alle auf zu erkunden, was hinter dem Handwerk steckt. Oft mehr als man denkt! Foto: Sven Schrader

HANDWERK IST MEHR

Für die Beschreibung der vergangenen Jahre seit 2020 haben mittlerweile viele Begriffe in den Sprachgebrauch Einzug gehalten. Das Wort ­Krise gehört in vielen Kontexten dazu. Als Gesellschaft, als Region Unterfranken, als unterfränkisches Handwerk – in vielfältiger Weise haben uns die vergangenen Jahre gefordert. Wir haben die an uns gestellten Herausforderungen, die die ­Corona-Krise, die Energie-Krise, der Ukraine-Krieg und die Inflation mit sich gebracht haben und weiterhin mit sich bringen, angenommen.

Im Handwerk geht es ums Anpacken, ums Gestalten. Als Handwerksunternehmer gehört das für mich zum Tagesgeschäft. Ganz nach dem Motto: Da passt ­etwas nicht? – Wir finden eine Lösung! Dahinter steht ein großes Potenzial. Das Handwerk ist in vielen Be­reichen systemrelevant, sorgt dafür, dass die wichtigen Dinge funktionieren und die Lebensqualität gewahrt bleibt. So haben diese Krisen zumindest auch einen positiven Aspekt hervorgebracht: Mehr Sichtbarkeit für die sonst eher unsichtbaren, selbstverständlichen Leistungen und die Qualität des Handwerks.

Auch wenn die Auswirkungen der gesammelten Krisen das Handwerk, einzelne Unternehmen, ganz unterschiedlich ge- und betroffen haben: Das Handwerk ist „Die Wirtschaftsmacht von nebenan“. Und damit ein starkes Standbein unserer ­Wirtschaft. Es sind die vielen kleinen und mittleren Betriebe des Handwerks, die das Kernstück der deutschen Wirtschaft bilden. Allein in Unterfranken gibt es rund 19.500 Handwerks­betriebe mit ca. 93.000 Beschäftigten. 2022 erwirtschafteten sie einen Umsatz von 12,5 Mrd. Euro. Bei einer durchschnittlichen ­Betriebsgröße von fünf Mitarbeitenden sind die Strukturen dennoch familiär. Das Persönliche steht im Mittelpunkt. In einer Welt, in der es so vorkommt, dass vieles immer unpersönlicher und oberflächlicher wird, ist das viel Wert. Ein echter Mehrwert.

Klimaschutz, Nachhaltigkeit, Digitalisierung – die Zukunft hält viele spannende Aufgaben bereit. Fachkräfte im Handwerk sind entscheidend daran beteiligt, dass die Umsetzung gelingt. Foto: Rudi Merkl
Klimaschutz, Nachhaltigkeit, Digitalisierung – die Zukunft hält viele spannende Aufgaben bereit. Fachkräfte im Handwerk sind entscheidend daran beteiligt, dass die Umsetzung gelingt. Foto: Rudi Merkl

Tradition und Zukunft

Seit jeher ist das Handwerk ein wichtiger Innovationstreiber in unserem Land. Handwerkliche Dienstleistungen und Pro­dukte bestimmen unseren Alltag, unser Leben. Ohne Handwerk ­würde unsere Gesellschaft nicht funktionieren. Viele Handwerksberufe werden seit Jahrhunderten praktiziert und haben genauso heute ihren festen Platz in der Gesellschaft. Mit neuen Technologien kommen neue Berufe hinzu. Hier hat das Handwerk eine Schlüsselposition: Das Handwerk leistet wertvolle Dienste als Technologiemittler, denn es installiert, montiert, wartet und repariert. Viele neue Technologien, beispielsweise im Bereich Energieeffizienz, können erst durch das Handwerk ­umgesetzt und für Verbraucher nutzbar gemacht werden. Eine effiziente Nutzung von Energie erfordert viele Ansätze: So ­sorgen Handwerksunternehmen dafür, dass Gebäude optimal gedämmt sind und der Verbrauch effizient gesteuert wird. 

Mit der Installation und Inbetriebnahme regenerativer Energien wie der Photovoltaik, Wärmepumpentechnik oder mit Mini-Anlagen zur Kraft-Wärme-Kopplung ermöglichen Handwerksbetriebe ihren Kunden zudem, eigene Energie zu erzeugen. Und das ist nur ein Teil der vielfältigen Lösungen, die das Handwerk rund um Nachhaltigkeit und Klimaschutz umsetzt. Die Dringlichkeit vieler Maßnahmen in diesen Bereichen und die zentrale Rolle des Handwerks haben auch hier zuletzt den Fokus mehr auf die Bedeutung dieses Wirtschaftszweiges gelenkt.

Handwerk braucht Wertschätzung!

Trotz erhöhter Sichtbarkeit und vermehrtem Umdenken wird Handwerk vielfach weiter unterschätzt und nicht umfänglich wertgeschätzt. Wir fordern daher alle auf, dem Handwerk die Wertschätzung entgegenzubringen, die es verdient. Für das, was jede einzelne Handwerkerin, jeder einzelne Handwerker tagtäglich leistet, und damit für Lebensqualität vor Ort sorgt. Als Handwerkskammer fordern wir mehr Wertschätzung für die berufliche Bildung. Denn für die erfolgreiche Transformation in Deutschland sind berufliche und akademische Bildung gleichermaßen wichtig. Das muss sich in mehr ideeller und materieller Wertschätzung für die berufliche Bildung äußern, die auch gesetzlich verankert wird.

Nur so können wir eine zukünftige Gesellschaft gestalten, die für alle mehr bringt. Ungeachtet aller Krisen, die da kommen mögen.

Das Handwerk in Unterfranken (Stand: 31.12.2022):

  • Betriebe: 19 556
  • Beschäftigte*: 92 900
  • Auszubildende 6890
  • Umsatz (in Mio. EUR)**: 12 550
  • Beschäftigte je Betrieb 4,8
  • Ausbildungsquote (Anteil der Auszubildenden an allen Beschäftigen): 7,4 %
  • Umsatz je Betrieb (in EUR)*: 641 747

 

* Die Angaben zu Beschäftigten und Umsätzen (ohne B2-Berufe) basieren auf der Fortschreibung der Auswertung des Unternehmensregisters zum 31.12.2020 des Bayer. Landesamtes für Statistik, Schätzwerte 2021-2022
** nominaler Umsatz, nicht preisbereinigt

Titelbild: Handwerk neu denken – dieser Aufruf der Imagekampagne des Deutschen Handwerks fordert alle auf zu erkunden, was hinter dem Handwerk steckt. Oft mehr als man denkt!