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Digitalisierung

So stellt sich die KI ein fern in der Zukunft liegendes Würzburg vor. Foto: jo’s büro für Gestaltung via MidJourney

STADT, LAND, DATENFLUSS - DIGITALISIERUNG; KI UND DIE REGION

„Müll trennen, Menschen verbinden“, mit diesem Diktum beschreibt der Würzburger Kabarettist Frank-Markus Barwasser den Zustand unserer Gesellschaft. Wir werden förmlich zerrieben ­zwischen den Anforderungen der Ökologie und den pathologischen Zwängen der Sozialen Netzwerke. Doch in diesem Satz steckt mehr Wahrheit, als man zunächst erwartet. Müll trennen ist ein Leitmotiv, sich auf das Wesentliche zu fokussieren und unnötige Informationen auszuschalten.

Künstliche Intelligenz (KI) kann hier zu einer wichtigen Filterfunktion im neuen Datenüberfluss werden und die relevanten Informationen herausfiltern. Und Menschen verbinden ist der Schlüssel des Wissens­managements für die neuen Zukunftsthemen in Form von Kompetenz-Netzwerken. Der dynamische Austausch zwischen Menschen aus unterschiedlichsten Erfahrungswelten, die sich zu einem Themennetzwerk zusammenschließen, ist eine Schlüsselfunktion für die Entwicklung einer Region.

Mainfranken ist in seiner Kompaktheit besonders stark und sehr schnell, was den Aufbau von Netzwerken und die Umsetzung von gemeinsamen Projekten angeht. Geschwindigkeit ist ein entscheidender Faktor. Die Region Mainfranken entwickelt sich rasant zu einem Hotspot für Künstliche Intelligenz und ist mit einer großen Zahl von aktiven Zukunftsnetzwerken ge­segnet.

Chatbots in der Kundenkommunikation sind auf dem Vormarsch. Doch deren Implementierung in die IT- und Organisationslandschaft von Firmen ist in der Regel alles andere als trivial und verlangt Experten­wissen in Systemintegrationen. Foto: Botfriends/PR
Chatbots in der Kundenkommunikation sind auf dem Vormarsch. Doch deren Implementierung in die IT- und Organisationslandschaft von Firmen ist in der Regel alles andere als trivial und verlangt Experten­wissen in Systemintegrationen. Foto: Botfriends/PR

Die Hochschulen

Zwei tragende Säulen der Kompetenzentwicklung für Künst­liche Intelligenz in Mainfranken sind das CAIRO und das ­CAIDAS. Im Herbst 2019 wurde von der bayerischen Staatsregierung die Hightech-Agenda gestartet, ein bayernweites Netzwerk für KI-Forschung mit Knotenpunkten in München, Erlangen-Nürnberg, Ingolstadt und Würzburg aufzubauen. An der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) entsteht derzeit das Würzburger Forschungszentrum für Künst­liche Intelligenz und Datenwissenschaft „Center for Artificial ­Intelligence and Data Science (CAIDAS)“. Im Januar 2023 fand auf dem Campus Hubland Nord für das neue Institutsgebäude „Künstliche Intelligenz“ die Grundsteinlegung statt. Dem angegliedert ist das Zentrum für Philologie und Digitalität „Kalli­machos“ (ZPD) zwischen INFormatik und Digital Humanities.

 

An der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt startete 2022 das Center for Artificial Intelligence and Robotics (CAIRO) mit Sitz in Würzburg. Die bewegungstechnischen Aspekte der Robotik werden im Schweinfurter Zentrum für Robotik (CERI) erforscht. Es adressiert die Bedürfnisse regionaler Unternehmen mit Schwerpunkt auf Automatisierung und von industriellen Prozessen. 2023 ist der Studiengang „Digitale Gesellschaft“ gestartet.

Die Netzwerke

Die Wirtschafts- und Forschungsregion Mainfranken hat eine ganze Reihe von sehr lebendigen Netzwerken mit hohem ­Wirkungsgrad, die die Regiopole Würzburg mit ihrem mainfränkischen Umland verbinden. Hier eine kleine Auswahl: Das HR-Netzwerk besteht seit 2015 und bietet HR-Verantwortlichen die Möglichkeit zu Austausch und Vernetzung. Fast 450 Unternehmen mit insgesamt 500 Personen aus dem Raum Würzburg/Mainfranken sind im Netzwerk engagiert.

Der IT-Verband Mainfranken e. V. ist ein nicht gewinn­orientierter offener Verband von über 40 Unternehmen und ­Institutionen aus der Region Mainfranken, die IT-Produkte und -Services anbieten oder deren hauptsächlicher Geschäftszweck IT ist. Ziele sind Vernetzung, Austausch und Öffentlichkeit für die IT-Szene.

Der Marketing-Club Mainfranken e. V. ist die regionale Marketing-Community in Mainfranken. Seit 1973 organisieren sich in dem Verein Fach- und Führungskräfte, Freiberufler sowie ­Unternehmen mit Bezug zu Marketing und Vertrieb.
Die Würzburg AG wurde im Jahr 2001 gegründet und ist ein Zusammenschluss engagierter Unternehmen und Persönlichkeiten aus dem Wirtschafts-, Wissenschafts- und öffentlichen Bereich in der Rechtsform einer gemeinnützigen Aktiengesellschaft. Ihr Ziel ist es Würzburgs Stärken – Bildung, Innova­tion und Lebensqualität – ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu bringen sowie Würzburg als Arbeits-, Ausbildungs- und ­Lebensort mitzugestalten und für die Herausforderungen der Zukunft gut aufzustellen.

Daneben gibt es zahlreiche Plattformen, Veranstaltungen, ­Meetups und Netzwerk-Events für den Austausch zu B2B-Themen: Die Wuerzburg Web Week startete 2018 und ist der jährliche Treffpunkt für alle, die die Zukunft gestalten und den digitalen Wandel vorantreiben wollen: Unternehmer, Start-up-Gründerinnen und Selbstständige ebenso wie Angestellte, ­Schüler, Studierende und Bürger. Hier zeigen digitale Pio­niere, kreative Köpfe und zukunftsoptimistische Menschen eine ­Woche lang, mit welchen Themen und Trends sie sich, aber auch Unternehmen und Organisationen in Mainfranken beschäftigen.

Transforming Media ist eine Medienkonferenz, die 2023 neu aufgesetzt wurde und in der Tradition des Mobile Media Day steht, der von 2013 bis 2019 am Medienstandort Mainfranken Zukunftsthemen der Medienlandschaft diskutiert: Neue Technologien wie KI, Web3 und XR beschleunigen den digitalen Wandel in der Medienwelt und beeinflussen das Zusammen­leben in der digitalen Gesellschaft. Das größte jährliche nordbayerische Medienevent wird gemeinsam mit dem Mediennetzwerk Bayern organisiert.

Die KI Business Lounge startete im November 2022 – nach dem „ChatGPT-Moment“ – und steht in der Tradition der ­Social Media Business Lounge (2010 bis 2019). In monatlichen Meetups diskutiert das Netzwerk für generative Sprachmodelle Anwendung, Technik und Trends dieser Entwicklung.

Ganz neu ist die im Mai 2023 gegründete Cobot Initiative Mainfranken. Sie ist ein monatliches Meetup und thematisiert gerade für das Handwerk Anwendungen mit Robotern und ­Cobots (kollaborative Roboter), die das Nachwuchsproblem sowie den Fachkräftemangel entschärfen helfen. In Verbindung mit den stark wachsenden Möglichkeiten Künstlicher ­Intelligenz entstehen für das Handwerk und die Industrie große Chancen für die Wirtschaftsregion Mainfranken. Im Oktober 2023 findet erstmals die „Cobot4You“ statt, eine Konferenz mit Expo und Workshops.

ZDI: Zentrum für digitale Innovation, das im Juni 2023 sein fünfjähriges Bestehen beging.
www.zdi-mainfranken.de

GRIBS: Gründer-, Innovations- und Beratungszentrum Schweinfurt
www.gribs.de

TGZ: Technologie- und Gründerzentrum Würzburg
www.tgz-wuerzburg.de

IGZ: Innovations- & Gründerzentrum Würzburg
www.igz.wuerzburg.de

In der Region gibt es zudem das RSG Rhön-Saale-Gründer- und Innovationszentrum Bad Kissingen und
das Starthouse Spessart in Lohr.

IT-Projektmanager Michael Rubenbauer testet smarte Sensoren auf Herz und Nieren. Diese sind oftmals multifunktional und können zum Beispiel Temperatur, Luftfeuchte, Präsenz und Beleuchtung messen und so auf bidirektionalem Weg Reaktionen auslösen, etwa den Kundenservice informieren, wenn der Sensor einen Defekt an der Heizanlage registriert. Foto: baeren io GmbH
IT-Projektmanager Michael Rubenbauer testet smarte Sensoren auf Herz und Nieren. Diese sind oftmals multifunktional und können zum Beispiel Temperatur, Luftfeuchte, Präsenz und Beleuchtung messen und so auf bidirektionalem Weg Reaktionen auslösen, etwa den Kundenservice informieren, wenn der Sensor einen Defekt an der Heizanlage registriert. Foto: baeren io GmbH

Starke Startup-Szene

Die Region Mainfranken ist eine erfolgreiche Gründerregion: Seit 2014 hat sich unter der Überschrift „Gründen@Würzburg“ eine lebendige Startup-Szene entwickelt. Ziel der Initiative ist es, den Austausch zwischen den Gründern zu fördern, den jeweils besten Ansprechpartner für ein Gründungsvorhaben zu vermitteln und die Gründer aktiv auf dem Weg in die Selbstständigkeit zu unterstützen. Neben regelmäßigen Gründerstammtischen und Investorenabenden gibt es Matchmaking 2.0, Finanzierungssprechtage, Workshops und Webinare sowie eine jährliche „Startup City“.

In Zusammenarbeit mit den Hochschulen und der IHK gibt es viel Austausch und Vernetzung zwischen Menschen mit Ideen, Experten aus Unternehmen, Investoren und den Akteuren der mittlerweile fünf Gründerzentren in der Region: ZDI, IGZ, TGZ, Starthouse Spessart in Lohr und das Gribs in Schweinfurt. Unter dem Motto „eine großartige Szene mit großartigen Ideen bringt das Netzwerk Startups, Gründer, Investoren, Medien, ­Politik und Unterstützer in Würzburg zusammen. 2015 entstand auch der Würzburger Startup-Preis, der 2023 zum achten Mal verliehen wurde. Das Gründungsnetzwerk „Gründen@Würzburg“ verleiht jährlich den Startup-Preis für die Region Stadt und Landkreis Würzburg: der „Global Hero“ repräsentiert innovative, skalierbare Geschäftsmodelle, die das Potenzial haben, überregional erfolgreich durchzustarten. Und die Wirtschaftsjunioren der IHK verleihen für diese Region die Auszeichnung „Local Hero“ für innovative, regional aktive Gründungsideen.

Das alles klingt nach starker Fokussierung auf die wesentlichen Zukunftsthemen und auf kompetenzorientierte Vernetzung der Wissenslandschaft Mainfranken: Müll trennen und Menschen verbinden eben!