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Bier

Benjamin Kriumer, Brauer der Brauerei Kesselring, überprüft den Brauvorgang im Sudhaus. Foto: Brauerei Kesselring

BIERVIELFALT IN MAINFRANKEN

Ursprünglich war Mainfranken im Gedächtnis vieler mit Weinfranken gleichzusetzen. Aber das hat sich gewandelt, denn die Region ist auch für ihre reiche Braukultur bekannt. Verschiedenen Quellen zufolge gibt es allein in Franken rund 300 Brauereien. Im Schatten der bekannten “Platzhirsche“, wie zum Beispiel Hofbräu in Würzburg, haben sich viele mittelständische, aber auch ein paar kleinere Brauereien mit einem unkonventionellen Konzept etablieren können.

Hier trifft man auf Brauereien, die ein breites Spektrum verschiedener Gerstensäfte anbieten, aber auch auf Brauhäuser, die wenige Hektoliter Bier pro Jahr produzieren. Einige dieser Unternehmen besitzen mit ihren unterschiedlichen und sehr außergewöhnlichen Biersorten einen gewissen Kultcharakter, wobei die meisten innerhalb, andere aber bewusst außerhalb des Reinheitsgebots brauen. Die Szene ist sehr vielfältig. So gibt es neben “normalen” Brauereien Hausbrauereien, wie beispielsweise die Goldene Gans in Würzburg, aber auch ein paar sogenannte Craft-Brauereien.

 

Jahr für Jahr veranstaltet die ­Ochsenfurter Kauzenbräu einen Wettbewerb im Hopfenzupfen. Foto: Kauzenbräu
Jahr für Jahr veranstaltet die ­Ochsenfurter Kauzenbräu einen Wettbewerb im Hopfenzupfen. Foto: Kauzenbräu

Individuelle Braukonzepte in Mainfranken

Craft-Brauereien haben ihren Ursprung in Nordamerika und man bezeichnet damit Bierbrauer, die oft als Ein-Mann-Betrieb entstanden sind und ihr Produkt sehr ursprünglich, handwerklich herstellen – der Begriff “Craft” verdeutlicht das. Jedenfalls grenzen sich eine Reihe von Brauern bewusst gegenüber “konventionellen” Brauhäusern ab wie zum Beispiel auch die Initiative “Wir sind Rhöner Bier”, in der sich zehn Brauereien, eine Mälzerei und zwei Landwirte gegen “Allerweltsbiere” zusammengefunden haben, wie es heißt. Pax Bräu aus Oberelsbach bringt es auf den Punkt: “Wir sind stolz, ein unerschrockener David in einem verzweifelten Ozean von faden Goliaths zu sein.” Ziel dieser Rhöner Brauer: Der gesamte Produktionsprozess vom Anbau des Getreides bis zum abgefüllten Bier findet eigenen Angaben zufolge in der Rhön statt.

Bewusst nonkonform ist nicht nur der Auftritt von Pax Bräu aus Oberelsbach mit dem Slogan “Lasst uns Schwerter zu Zapfhähnen schmieden!”, sondern auch der vom Mainstream entfernte Geschmack der vielen verschiedenen Biersorten sowie ihr Herstellung. 

So wird das Bier weder stabilisiert noch erhitzt und ist deshalb auch weniger lang haltbar. Schon dies ist in der Branche unüblich. Mehr als 20 zum Großteil wirklich sehr ausgefallene Sorten finden sich im Sortiment, zwölf davon sind jeweils nur in einem bestimmten Monat erhältlich. Darunter sind beispielsweise “Basilkikum”, ein Gebräu unter Einbindung einer Geschmacksnote von Basilikum, oder “Die Jagd auf roter Oktober-Festbier”, das sich farblich und durch einen karamellig-malzbetonten Geschmack bewusst vom typischen Oktober-Festbier abgrenzen will.

Ebenfalls aus der Rhön und mit “handwerklichem Wissen, vergnügter Hingabe und sympathischem Eigensinn” widmet sich Braumeister Stephan Kowalsky aus Ostheim nach seinen eigenen Worten “der hohen Kunst des Brauens”. Seit 2012 entstehen in der familiären Privatbrauerei mit dem Namen Rhönpiraten insgesamt acht verschiedene, naturtrübe, biozertifizierte Biere, darunter Pils, Weißbier, Dunkel- und Starkbier, wie das India Pale Ale, das zusätzlich kalt gehopft wird, stark und bitter schmeckt sowie mit “ausgesprochen fruchtigen Hopfenaromen” auftritt. Die Craftbier-Brauerei bietet eine Brauereiführung mit Bierverkostung an – durch den Braumeister persönlich.

In Erbshausen am Rande des Gramschatzer Waldes brauen fünf Freunde unter der Marke Waldschatz Bräu seit ein paar Jahren verschiedene Sorten Bier: zunächst ein Helles, ein Dunkel und saisonal ein sogenanntes Hell-C. Das “C” steht für den hierfür verwendeten nordamerikanischen Citra-Hopfen. Er verfügt über ausgeprägte Zitrus- und Tropenfruchtaromen und verleiht dem Bier ein außergewöhnlich mildes, fruchtiges Aroma. Insgesamt verfügt die kleine Brauerei über vier Gär- und Lagertanks mit je sechs Hektolitern Kapazität. Und etwas Besonderes haben sich die Brauer um Ines Sterling einfallen lassen: Interessenten können in kleinen Gruppen einen eintägigen Braukurs belegen und lernen in einzelnen Schritten die Kunst des Brauens kennen. Man kann sogar unter Anleitung und nach eigenem Wunschrezept ein eigenes Bier brauen und in Flaschen mit eigenem Etikett abfüllen – eine wunderbare Geschenkidee.

Mit Strecks Brauhaus darf sich eine mittelständische Brauerei aus Ostheim vor der Rhön als “Beste Brauerei Deutschlands 2022” bezeichnen. Diese Auszeichnung erhielt das Unternehmen vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft. Im Wettbewerb war “eine dreistellige Zahl” von Bieren, die von der Versuchsanstalt für Brauwesen in Berlin und der Hochschule Weihenstephan geprüft wurden. Der über 300 Jahre alte, biozertifizierte Betrieb wurde über einen Zeitraum von zehn Generationen in der Familie geführt. Seit 2023 ist Strecks Brauhaus mit seinen elf Biersorten im Besitz der hessischen Biermacher GmbH, die die Tradition des Hauses weiterführen will.

Mainfranken Bier

Mit der Kauzen Bräu, der Privatbrauerei Oechsner, Krautheimer, Martinsbräu, Kesselring und Rother Bräu haben sich im Jahr 1986 sechs mittelständische, eigenständige Brauereien unter der Bezeichnung “Mainfranken Bier” zusammengeschlossen. Ziel der Gemeinschaft ist es, das Bewusstsein des Verbrauchers auf hiesige Bierprodukte und auf die wirtschaftliche Bedeutung der Braubranche zu lenken.
Zu Recht, denn die Bierszene in Mainfranken ist sehr vielfältig, was die Brauereien und auch die vielen unterschiedlichen Biersorten angeht.

Motiv 1: Benjamin Kriumer, Brauer der Brauerei Kesselring überprüft den Brauvorgang im Sudhaus. Foto: Brauerei Kesselring