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Klimawandel

Windkraft und deren Ausbau ist in Ergänzung zu anderen regenerativen energien unerlässlich, um unseren energiebedarf zu sichern.

„Klimaschutz = Energie- und Ressourceneffizienz“

Der Klimawandel und die daraus resultierende Erderwärmung bringt widersprüchliche Extreme wie starke Unwetter, vermehrte Waldbrände, Dürren der Überschwemmungen in immer kürzeren Zyklen mit sich. Das alles bestimmende Problem unserer Zeit bedroht unsere Volkswirtschaften, Infrastrukturen und die politische Stabilität auf der Welt. Das für die Erderwärmung verantwortliche Kohlenstoffdioxid CO2 ist seit dem Jahr 1850 durch menschliches Handeln um 48% angestiegen. Daher ist es umso wichtiger, jeglichen Ausstoß von CO2 möglichst sofort zu vermeiden. Klimaschutz kann aber nur funktionieren, wenn alle mitmachen!

So hat sich die Europäische Union im Jahre 2019 entschieden, mit dem sogenannten „Green Deal“ bis zum Jahr 2050 komplett Klimaneutral zu sein. Mit dem Paket „Fit for 55“ stellte die EU-Kommission 2021 das reformierte Ziel vor, im Jahr 2030 um 55% weniger Treibhausgase gegenüber 1990 zu verbrauchen. Um diese Ziele zu erreichen umfasst der European Green Deal eine Reihe von definierten Maßnahmen in den Bereichen Industrie, Energieversorgung, Verkehr, Handel, Land- und Forstwirtschaft sowie Finanzmärkte. 

Was heißt das nun für Deutschland, Bayern und Mainfranken? Weltweit liegt Deutschland bei den Klimasündern auf Platz sieben. Historisch durch den Nachkriegsaufschwung hat Deutschland sogar die vierthöchste Treibhausgasemission verursacht. Dadurch hat Deutschland hier eine große Verantwortung und Vorbildfunktion. Dieser Vorbildfunktion will Deutschland gerecht werden, indem, stärker als die EU, die CO2-Emmissionen bis 2030 um 65%, bis 2040 gar um 88% gegenüber 1990 verringert werden sollen. Im Jahr 2045 soll dann die Netto-Treibhausgasneutralität in Deutschland erreicht werden. 

Ein großer Hebel zum Erreichen der Klimaziele ist die Energieeffizienz und die Umstellung der Energieerzeugung von fossilen Brennstoffen wie Kohle, Öl und Gas auf klimaneutrale erneuerbare Energieerzeugung durch Windkraft, Wasserkraft, Fotovoltaik, Biomasse und weitere Quellen. Aber auch der nachhaltige Umgang mit Ressourcen trägt zur CO2-Reduktion bei. Weniger Einwegartikel durch Mehrwegverfahren ersetzen oder Produkte nicht entsorgen sondern reparieren reduziert den Einsatz von Rohstoffen und Energie für die Produktion von Ersatzprodukten. Auch der Einsatz von Recyclingmaterial oder nachwachsenden Rohstoffen für die Herstellung von neuen Produkten hilft Treibhausgase zu vermeiden.

Bayern ist das flächengrößte Bundesland in Deutschland und hat die zweithöchste Einwohnerzahl nach Nordrhein-Westfahlen. Kaum ein Bundesland ist so traditionell und gleichzeitig auch zukunftsorientiert. Daher hat Bayern auch ehrgeizige Ziele im Klimaschutz. Basierend auf der Senkung des Energieverbrauchs, die Steigerung der Energieeffizienz und der Ausbau der erneuerbaren Energie liegt Bayern im Ländervergleich auf dem ersten Platz. Aus Wasserkraft, Biomasse, Sonne, Wind und anderen Quellen erzeugt der Freistaat aktuell 28.069 Megawatt Strom. Niedersachsen kommt mit rund 20.534 Megawatt auf Platz zwei, gefolgt von Nordrhein-Westfalen mit 16.478,9 Megawatt. Baden-Württemberg erzeugt 13.546 Megawatt. 

Über den Fortschritt der Energiewende in Bayern informiert der im Internet einsehbare Energie-Atlas Bayern. Demnach sind zu Beginn 2022 in Mainfranken 256 Windkraftanlagen mit einer installierten Leistung von insgesamt 562 Megawatt (MW) in Betrieb. Der Landkreis Würzburg ist mit 71 Anlagen und 146 MW an der Spitze. Gefolgt vom Landkreis Bad Kissingen mit 40 Anlagen und 110 MW und dem Landkreis Schweinfurt mit 49 Anlagen und 103 MW, sowie Main-Spessart mit 44 Anlagen und 90 MW Leistung.

Wenn Forschung zur Anwendung in der Praxis führt: E-Ladestation auf Grundlage von Wasserstoff
Wenn Forschung zur Anwendung in der Praxis führt: E-Ladestation auf Grundlage von Wasserstoff Foto: GKN Hydrogen
Das Energiescouts-Projekt der IHK ist eine Win-Win-Situation für Auszubildende, Betriebe und die Umwelt. Energie-Scouts sind Auszu­bildende, die eine Qualifizierungsmaßnahme in Energieeffizienz absolvieren und Maßnahmen im eigenen Ausbildungsbetrieb ent­wickeln. Bundesweit wurden bisher 12.000 Auszubildende qualifiziert, die in 2500 Projekten Einsparpotenziale von mehreren Tausend ­Tonnen CO2 ermittelt haben. Im Bild die Auzubi-Teams bei der ­Abschlusspräsentation 2023. Foto: Marcel Gränz/IHK
Das Energiescouts-Projekt der IHK ist eine Win-Win-Situation für Auszubildende, Betriebe und die Umwelt. Energie-Scouts sind Auszu­bildende, die eine Qualifizierungsmaßnahme in Energieeffizienz absolvieren und Maßnahmen im eigenen Ausbildungsbetrieb ent­wickeln. Bundesweit wurden bisher 12.000 Auszubildende qualifiziert, die in 2500 Projekten Einsparpotenziale von mehreren Tausend ­Tonnen CO2 ermittelt haben. Im Bild die Auzubi-Teams bei der ­Abschlusspräsentation 2023. Foto: Marcel Gränz/IHK

Ein ähnliches Bild zeichnet sich bei der Fotovoltaik ab. In Mainfranken sind zum Anfang 2022 insgesamt 301 Freiflächen-Fotovoltaikanlagen mit einer Gesamtleistung von 660,3 Megawatt peak (MWp) installiert. Bei Dachflächen-Fotovoltaikanlagen sind es 49.336 Anlagen mit einer Gesamtleistung von 842,5 MWp. Doch auch der schnelle Ausbau von Wind- und Fotovoltaikanlagen wird langfristig den Energiebedarf im Süden Deutschlands und in Mainfranken nicht decken können. So wurde vor kurzem der Baustart für die Nord-Süd-Stromtrasse „SuedLink“ durch die Bundesregierung gegeben. Die Gleichstromleitung gilt als ein Schlüsselprojekt der Energiewende und soll mit der Inbetriebnahme 2028 Strom aus dem windreichen Norden zu Verbrauchszentren im Süden Deutschlands transportieren. Der Endpunkt des SuedLink liegt am ehemaligen Umspannknoten des Kernkraftwerks Grafenrheinfeld.

Klimaschutz ist nicht nur erneuerbarer Strom, sondern auch der Verzicht auf fossile Energieträger wie Kohle, Öl und Gas. So ist seit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine die Abkehr von Gas hin zu Strom oder Wasserstoff in aller Munde. An der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt (THWS) wurde im Jahr 2021 der grundständige Bachelorstudiengang Wasserstofftechnik gestartet. Dieser bundesweit einmalige Studiengang bildet mit einem angeschlossenen Wasserstofflabor die in der Zukunft benötigten Wasserstoff-Ingenieure für die Planung, Entwicklung und den Betrieb von Wasserstoffanlagen aus. Auch das Center for Applied Energy Research CAE beschäftigt sich mit einem Innovation-Hub Wasserstoff und Digitalisierung mit diesem Thema. Darüber hinaus wird am Institut in Würzburg mit der angewandten Energieforschung für mehr Klimaschutz in den Bereichen klimaneutrale Gebäude und funktionale Materialien, Sensorik für Energie- und Wasserstofftechnik und Energiesystemmanagement geforscht. Das Fraunhofer-Institut für Silicatforschung ISC ist beim Klimaschutz ebenfalls aktiv und zielt mit einem Forschungsschwerpunkt auf die verbesserte Leistungsfähigkeit von Batterien hin. Aber auch zu deren Zusammensetzung und Rohstoffbedarf sowie zum Batterierecycling forscht das Fraunhofer ISC bundesweit vorne mit.

Klimaschutz passiert auch in Unternehmen nicht nebenbei. Es gilt, ein Managementsystem aufzubauen und aktiv zu erweitern, Verantwortliche zu benennen und auch entsprechend zu qualifizieren. Investitionen anzustoßen sowie die Chancen durch Digitalisierung, Forschung und Entwicklung zu nutzen. Die IHK unterstützt ihre Mitgliedsunternehmen durch Informationen, Netzwerkveranstaltungen und Coachings. In individuellen Klimaschutzcoachings vermitteln die IHK-Experten interessierten Unternehmen Hintergrundwissen über Klimapolitik, betriebliche CO2-Bilanzierung und Klimaberichterstattung. Auch für die nächste Generation hat die IHK ein Coachingangebot. Im IHK-Projekt „Azubis werden Energiescouts“, können Unternehmen ihre jungen Auszubildenden für Energie- und Ressourceneffizienz im Unternehmen sensibilisieren lassen. Dabei werden Energie- oder Ressourceneffizienz-Projekte ermittelt und von den Azubis umgesetzt. Deutschlandweit haben sich seit Anfang 2014 über 9.000 Auszubildende aus über 2.000 Unternehmen zu Energiescouts qualifiziert, bei der IHK Würzburg-Schweinfurt haben bislang mehr als 260 Auszubildende aus 59 verschiedenen Unternehmen die Qualifizierung absolviert.

Titelbild: Wenn Forschung zur Anwendung in der Praxis führt: E-Ladestation auf Grundlage von Wasserstoff
Foto: GKN Hydrogen