Zum Inhalt springen

Zukunftsorientierte Logistik

Zur zukunftsorientierten Logistik gehören auch digitalisierte Zentrallager, so wie hier bei P.A.C. in Schweinfurt.

Der Mix macht’s: Zukunftsorientierte Logistik in einer Wirtschaftswelt im Umbruch

Was haben die drei folgenden Daten gemeinsam: der 11. September 2001, der 27. Januar 2020 und der 24. Februar 2022? – Alle drei Tage sind mit Ereignissen verbunden, die bis heute die Welt, so wie wir sie kannten, grundlegend verändert haben. Ob der Angriff auf die Zwillingstürme in New York, der erste offizielle Corona-Fall in Deutschland oder der Beginn des russischen Angriffskrieges auf das Nachbarland Ukraine. Dieser inzwischen als „Zeitenwende“ bezeichnete Umbruch hat auch Mainfranken vor neue Herausforderungen gestellt.

Dabei bildet die Region mit einer Bevölkerung von knapp einer Mio. Einwohnern (2021), einer Fläche von rund 7.000 Quadratkilometern und einer Kaufkraft von 23,7 Mrd. € in 2022 einen bedeutsamen wirtschaftlichen Baustein im Zentrum von Deutschland. Nicht nur die „Großen Drei“ – ZF, SKF und Schaeffler haben hier große, weltweit bedeutende Standorte, sondern auch viele namhafte Arbeitgeber, wie etwa Brose, Bosch-Rexroth, Preh, Südzucker, Warema oder Winora. Die Verkehrs- und Transportlogistik spielt im Zusammenhang mit der skizzierten Umbruchssituation eine bedeutsame, von Politik und Wirtschaft nicht selten unterschätzte Rolle. Denn als „Schmiermittel“ des produzierenden Gewerbes garantiert professionelle Logistik zu Land, zu Wasser und in der Luft ununterbrochene, bezahlbare Lieferketten und damit letztlich langfristig wirtschaftliche Prosperität.

Vor diesem Hintergrund stellt sich umso mehr die Frage, wie ist es mit der Resilienz – also der Widerstandskraft – der Logistik in Mainfranken in der Zeitenwende bestellt ist? Positiv zu nennen sind da vor allem die geografischen, verkehrstechnischen und personellen Voraussetzungen: 

  • die zentrale Lage Mainfrankens auf der Nord-Süd-Achse zu den deutschen Seehäfen, die durch ein eigenes KV-Terminal in Schweinfurt mit internationalen Container- und Schwerlastverkehren mit Anbindung an die Seehäfen Hamburg, Bremen und die Westhäfen unterstützt wird;
  • erfolgreiche Betriebe der Logistik-Dienstleistung, wie die inhabergeführten Speditionen Geis, Pabst oder Schäflein, die neben klassischem Transport verstärkt auch High-End Kontraktlogistiklösungen für die Industrie anbieten;
  • die traditionelle Binnenschifffahrt auf dem Main, mit dem bedeutsamen Potenzial zunehmende Engpässe von Straße und Schiene bei der Klimawende (Stichwort: Kohle- und Schwerlasttransporte) zu kompensieren;
  • zwei große mainfränkischen Verkehrslandeplätze in Giebelstadt und Hassfurt-Schweinfurt, über welche regionale Unternehmen in direkter Flugverbindung zu ihren globalen Geschäftspartnern stehen;
  • eine nahezu konstant niedrige Arbeitslosenquote, die mit aktuell rund 2,6% für Mainfranken nur etwa der Hälfte des Bundesdurchschnitts entspricht;
  • und nicht zuletzt die beiden Hochschulstandorte Würzburg und Schweinfurt, bei der die Technische Hochschule in Schweinfurt mit zwei spezialisierten Bachelor Logistik-Studiengängen in Deutsch und Englisch für qualifizierten Logistik-Management-Nachwuchs sorgt.

Auch prospektiv betrachtet entwickelt sich Mainfranken immer stärker in Richtung eines Kompetenzzentrums für Dienstleistungen. So kennzeichnet die Region – trotz wirtschaftlicher Unsicherheiten seit Jahren eine ungebremste Gründungsdynamik und damit verbunden eine Netto-Zunahme von rund 7.000 Unternehmen in der letzten Dekade – vor allem im Handel und den gewerblichen Dienstleistungen. Speditionsunternehmen investieren vermehrt in den Logistikstandort – so baute die Geis-Gruppe in Gochsheim ein zweites Logistikzentrum für 18 Mio. € und Schäflein plant ein Industrie- und Dienstleistungszentrum mit 175 neuen Arbeitsplätzen in Gerholzhofen. Der Bundesverkehrswegeplan 2030 sieht zudem zur Kapazitätssteigerung des Schienengüterverkehrs zwischen Fulda und Nürnberg eine Blockverdichtung zwischen Burgsinn, Gemünden, Würzburg und Siegelsdorf sowie ein dreigleisiger Ausbau Siegelsdorf – Fürth vor.

Transporte mit Binnenschiffen bieten ein großes Potenzial in regionalen und überregionalen Lieferketten.
Transporte mit Binnenschiffen bieten ein großes Potenzial in regionalen und überregionalen Lieferketten. Foto: Wasserstraßenverwaltung

Das häufig vernachlässigte Potenzial des Binnenschiffs wird in regionalen und überregionalen Transportketten an Bedeutung gewinnen (müssen), denn die landgebundenen Leistungsträger Straße und Schiene geraten immer mehr an ihre Grenzen. Umso bedeutsamer sind die geplanten Investitionen nach dem Bundesverkehrswegplan zur Beseitigung der qualitativen Engpässe einer überalterten Schleuseninfrastruktur auf den mainfränkischen Wasserstraßen.

Fazit: Die Voraussetzungen für Mainfranken sind gut – aber letztlich wird es darauf ankommen, die Zeitenwende als Chance zu nutzen, den Mix und die Zusammenarbeit der Verkehrsträger den aktuellen und zukünftigen Herausforderungen anpassen.

Titelbild: Zur zukunftsorientierten Logistik gehören auch digitalisierte Zentrallager, so wie hier bei P.A.C. in Schweinfurt. Foto: P.A.C