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Bildung

In Mainfranken stehen ins­gesamt 116 Ausbildungs­berufe und 26 Abschlüsse der höheren Berufsbildung in ­Industrie, Handel und Dienstleistung zur Verfügung. Foto: industrieblick/stock.Adobe.com

AUS- UMD WEITERBILDUNG: GRUNDLAGE FÜR ERFOLG IM BERUF

Um es vorwegzunehmen, die berufliche Bildung ist ein ausgezeichneter Standortfaktor, um den uns viele Verantwortliche in Politik und Wirtschaft weltweit beneiden. Das breite und praxisnahe Spektrum an Kenntnissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten des Fach- und Führungskräfte­nachwuchses führt zu einer auch im internatio­nalen Vergleich geringen Jugendarbeitslosigkeit. Die Mainfrankenmetropole Würzburg wies beispielsweise im Jahr 2022 in einem Städteranking von IW Consult die niedrigste Jugendarbeits­losigkeit in Deutschland aus.

Nach der Beendigung ihrer Schullaufbahn entscheiden sich über 50 Prozent der jungen Menschen bundesweit für eine duale Berufsausbildung. Hierfür stehen ihnen insgesamt 324 anerkannte Ausbildungsberufe zur ­Verfügung. Nimmt man die Anzahl der ­tatsächlich eingetragenen Ausbildungsverhältnisse in der Region Mainfranken zum Maßstab, entscheiden sich 55 Prozent aller Jugendlichen für eine duale ­Berufsausbildung in Industrie, Handel und Dienst­leistung. Erkennbar ist allerdings auch, dass die Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge in den letzten Jahren insgesamt abgenommen hat.

Die Gründe sind vielfältig, sie reichen von der demografischen Entwicklung, der zunehmenden Akademisierung, der Corona-­Pandemie bis hin zu den sich immer stärker überlagernden ­Krisen. Die unternehmerische Wirtschaft sieht sich dazu in nahezu allen Branchen mit einem eklatanten Fachkräftemangel konfrontiert. Die mainfränkischen Unternehmen sehen anhand wiederkehrender Konjunkturumfragen regelmäßig den Fachkräftemangel als eines der größten Konjunkturhemmnisse. Demgegenüber sichert die berufliche Bildung den qualifizierten Fachkräftenachwuchs, den die regionale Wirtschaft in Zeiten von Personalengpässen, wachsender Komplexität und neuer ­Zukunftstechnologien so dringend braucht.

Die 3. Jobmesse in Bad Kissingen lockte 2023 über 1400 Besucherinnen und Besucher in die Wandelhalle. Foto: Lydia Molea
Die 3. Jobmesse in Bad Kissingen lockte 2023 über 1400 Besucherinnen und Besucher in die Wandelhalle. Foto: Lydia Molea

Hervorragende Zukunftsperspektiven

Beruflich Qualifizierte haben aktuell und insbesondere demografisch bedingt auch in Zukunft hervorragende Aussichten bei Beschäftigung, Karriere und Verdienst. Die elementare Grundlage bildet hierfür das Berufsbildungsgesetz (BBiG), welches seit über 50 Jahren einheitliche Rahmenbedingungen für die beruf­liche Aus- und Weiterbildung schafft. Besonderes Merkmal ­dabei ist, dass die berufliche Bildung an zwei Lern­orten statt­findet. Während der Lernort Unternehmen die praktischen Kenntnisse vermittelt, sorgt die Berufsschule für die theo­retischen Grundlagen. Somit wird sichergestellt, dass die notwendigen Kenntnisse und Fertigkeiten in einer sich stets wandelnden Arbeitswelt vermittelt werden.

Die Berufs- und Karrieremöglichkeiten richten sich dabei nach der regionalen Branchenvielfalt. In Mainfranken stehen ins­gesamt 116 Ausbildungsberufe und 26 Abschlüsse der höheren Berufsbildung in Industrie, Handel und Dienstleistung zur Verfügung. Die Qualität der betrieblichen Berufsausbildung hat in Mainfranken Vorzeigecharakter. Die Bestehensquote beträgt deutlich über 90 Prozent. Bundesweit belegten im Jahr 2022 sechs junge Nachwuchskräfte Platz eins im jeweiligen Aus­bildungsberuf – ein „All time high“ für Mainfranken. Darüber hinaus werden in der Anpassungsweiterbildung regelmäßig Aus- und Weiterbildungsmodelle zielgruppenorientiert weiterentwickelt sowie Inhalte und Methoden an neue Technologien bzw. Trends angepasst. Dies trifft insbesondere auf die Themenfelder Digitalisierung, E-Mobility, Energiewende, Nachhaltigkeit, Künstliche Intelligenz (KI) und Robotik zu.

Umfassendes Orientierungsangebot

Entscheidend für die richtige Berufswahl oder den passenden Bildungsweg ist eine umfassende und zielführende Berufsorientierung. Ein kompetentes Netzwerk vieler regionaler Akteure kümmert sich am Übergang zwischen Schule und Wirtschaft um die nötigen Informationen und Entscheidungshilfen. Gerade vor dem Hintergrund der großen Ausbildungsvielfalt entstehen viele individuelle Bildungspartnerschaften zwischen Unternehmen und allgemeinbildenden Schulen. Letztere haben in den vergangenen Jahren durch optimierte Lehrpläne deutlich mehr Zeit für die inhaltliche Berufsvorbereitung erhalten. Ergänzt wird der schulische Ansatz durch praktische Erfahrungsberichte der IHK-Ausbildungsscouts. Auszubildende aus dem zweiten oder dritten Ausbildungsjahr besuchen alle Schultypen – von der Bayerischen Mittelschule bis zum Gymnasium – und geben hierbei einen authentischen und ausführlichen Einblick in die tatsächliche Ausbildungswelt. Lehrstellenbörsen in allen Regionen Mainfrankens sowie zahlreiche Berufsinformationstage in Form von Ausbildungsmessen runden das umfangreiche Informationsangebot für Jugendliche und Eltern ab.

Auch für diejenigen Jugendlichen, die sich nach der Schulausbildung für eine berufliche Ausbildung noch nicht befähigt sehen, gibt es die Möglichkeit, über eine Einstiegsqualifizierung die Unternehmenswelt als auch einzelne Ausbildungsberufe über mehrere Monate kennenzulernen. Die Finanzierung erfolgt über die Agentur für Arbeit oder die Jobcenter. Die Einstiegsqualifizierung kann auf eine spätere Regelausbildungszeit angerechnet werden.

Kein Abschluss ohne Anschluss

Das System der beruflichen Bildung wird den individuellen Bedürfnissen und Voraussetzungen von Auszubildenden und Weiterbildungsteilnehmern in vorbildlicher Art und Weise gerecht. Hierzu gehören der jeweilige Schulabschluss, bereits erworbene Fertigkeiten und Kenntnisse aber auch die persönliche Lebens- und Arbeitsperspektive. Nahezu alle Karrierewege stehen jungen Menschen zur Verfügung.

Die Flexibilität des Berufsbildungsgesetzes erlaubt beispielsweise eine Ausbildungszeitverkürzung bzw. -verlängerung oder eine Teilzeitausbildung. Ebenso lässt sich in Abstimmung mit dem Ausbildungsunternehmen ein Auslandsaufenthalt verwirklichen. Für leistungsstarke Auszubildende besteht jederzeit die Möglichkeit, während der Ausbildungszeit geeignete Zusatzqualifikationen zu absolvieren oder ihre Berufsausbildung mit einem Abschluss der höheren Berufsbildung zu kombinieren.

Auch die Fortbildungsordnungen überzeugen mit einer großen Flexibilität in der Vorbereitung auf die Abschlüsse der höheren Berufsbildung. Jeder Teilnehmer entscheidet individuell nach seinen Voraussetzungen und Bedürfnissen, welche Lehrgangsform die Beste ist. Die Wirtschaftskammern als auch andere Bildungsanbieter verfügen über ein großes Angebot an vorbereitenden Praxisstudiengängen in Vollzeit oder Teilzeit, in Präsenz, virtuell oder in hybrider Form. Für die Prüfungszulassung sind ausschließlich die bestandene Berufsabschlussprüfung und die zurückgelegte Berufserfahrung maßgeblich.

Gerade vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels kommt der Anerkennung von im Ausland erworbenen Berufsabschlüssen eine große Bedeutung zu. Mit der IHK-FOSA (Foreign Skills Approval) kümmert sich das bundesweite Kompetenzzentrum in Nürnberg um die Feststellung der Gleichwertigkeit ausländischer Berufsabschlüsse. Neben einer Vollanerkennung werden auch Teilanerkennungen ausgesprochen. Festgestellte Lücken können durch individuelle praktische oder theoretische Kompetenzerweiterungen beseitigt werden. Insgesamt erhalten Antragsteller und Unternehmen mit dem Anerkennungsbescheid eine wichtige Aussage über die zielführende Verwendung im Unternehmen.

Die Wirtschaftsjunioren orga­nisieren in der Region seit vielen Jahren ­ehrenamtlich Berufsinforma­tionstage. Foto: Foto: Wirtschaftsjuinioren Würzburg
Die Wirtschaftsjunioren orga­nisieren in der Region seit vielen Jahren ­ehrenamtlich Berufsinforma­tionstage. Foto: Wirtschaftsjunioren Würzburg

Gleichwertigkeit von akademischer und beruflicher Bildung

Der Deutsche Qualifikationsrahmen (DQR) vergleicht und bewertet Qualifikationen im deutschen Bildungssystem. Er orientiert sich am Europäischen Qualifikationsrahmen (EQR) und berücksichtigt alle Belange bzw. Besonderheiten des deutschen Bildungssystem. Das System des deutschen Qualifikationsrahmens stellt erstmals prominent die Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung her. Hervorzuheben ist, dass Meister, Fachwirte und Fachkaufleute oder Betriebswirte in Bezug auf ihren Kompetenzerwerb vergleichbar sind zu den Bachelor- und Masterabschlüssen an Universitäten und Hochschulen. Folglich tragen die Abschlüsse der höheren Berufsbildung auch die Zusatzbezeichnungen „Bachelor Professional“ oder „Master Professional“.

Die bundesweite Kampagne der IHK-Organisation mit dem Motto #könnenlernen wirbt für die Vorteile der beruflichen Bildung.
Die bundesweite Kampagne der IHK-Organisation mit dem Motto #könnenlernen wirbt für die Vorteile der beruflichen Bildung.

Höhere Berufsbildung zahlt sich aus

Eine auf erste Berufserfahrungen aufbauende Weiterbildung mit einem Abschluss einer höheren Berufsbildung zahlt sich für alle Beteiligten signifikant aus. Nach einer bundesweiten Umfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) in 2023 verdienen rund 60 Prozent der Absolventen nach ihrem erfolgreichen IHK-Fortbildungsabschluss mehr Geld als vorher. Weiterhin erlangen 57 Prozent der Absolventen einen größeren Verantwortungsbereich im Unternehmen. Noch viel positiver wirkt sich die Weiterbildung auf die persönliche Entwicklung der Absolventen aus. So gaben 93 Prozent an, dass sich der individuelle Blickwinkel erweitert und die eigene Souveränität deutlich gewonnen hat. Demzufolge würden sich rund 90 Prozent der Absolventen erneut für den gleichen Fortbildungsabschluss entscheiden.

Leistung zahlt sich aus

Neben den Finanzierungsmöglichkeiten durch das attraktive Aufstiegsfortbildungsförderungsgesetz (AFBG) oder auch im Fachjargon „Aufstiegs-BAföG“ genannt, unterstützt der Freistaat Bayern jeden erfolgreichen Abschluss in der höheren Berufsbildung mit dem Meisterbonus. Dieser liegt aktuell bei 3.000 Euro. In Mainfranken kamen im Jahr 2022 insgesamt 715 Fach- und Führungskräfte in den Genuss dieser zusätzlichen Förderung. Einer erfolgreichen Berufskarriere steht also nichts im Weg.

Titelbild: In Mainfranken stehen ins­gesamt 116 Ausbildungs­berufe und 26 Abschlüsse der höheren Berufsbildung in ­Industrie, Handel und Dienstleistung zur Verfügung. Foto: industrieblick/stock.Adobe.com