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Unternehmensnachfolge

Dieter Pfister (rechts), Geschäftsführer der Maincor Rohrsysteme GmbH & Co. KG aus Schweinfurt, hat gemeinsam mit seinem Sohn Michael die Unternehmensnachfolge aktiv umgesetzt. Foto: Florian Dittert/Maincor

Nachfolge im Mittelstand

Ein großes Problem kommt auf uns zu, und kaum jemand realisiert die Dramatik, die im Bereich der Unternehmensnachfolge auf uns zukommt, denn der demographische Wandel in der Gesellschaft macht auch vor dem Chefsessel nicht halt. Der Blick in die amtliche Statistik zeigt hierbei kein gutes Bild : Die Alterung der Unternehmensinhaber hierzulande – immer gibt es rund 3 Mio. Familienbetriebe – führt dazu, dass immer mehr Inhaber vor der Entscheidung stehen, den Betrieb in andere Hände übergeben zu müssen.

Je nach Studie wird die Anzahl der potenziellen Übergaben pro Jahr auf 30.000 bis 76.000 Unternehmen geschätzt – und dies mit stetig steigender Anzahl. Diesem immer größer werdenden Angebot an potenziellen Übergaben steht bei weitem keine adäquate Anzahl an Übernahmeinteressierten gegenüber. Trotz medialem Start-up-Hype wagen heute weniger Menschen als früher den Schritt in die berufliche Selbstständigkeit. Die KfW hat errechnet, dass von 100 Erwerbspersonen statistisch weniger als eine halbe Person eine Vollerwerbsgründung anstrebt . Eine steigende Anzahl an Übergaben und eine bestenfalls gleichbleibende Gründungsdynamik führt dazu, dass die Schere aus potenziellen Übergebern und Übernehmern immer weiter auseinandergeht. Zuletzt kamen auf jeden Übergeber statistisch nur noch rund 0,6 potenzielle Übernehmer . Die Folge ist, dass immer mehr Übergeber keine Nachfolger finden. Scheitert diese Nachfolge, indem sich auch anderweitige Handlungsoptionen wie Verkauf an einen Wettbewerber nicht auftun, scheiden wettbewerbsfähige Unternehmen aus dem Markt aus.

Die Meidel-Gruppe, ein inhabergeführtes Speditions- und Logistik­unternehmen mit Stammsitz in Markt Einersheim, organisiert seit 120 Jahren die Unternehmensnachfolge vorbildlich. Heute ist bereits die vierte Generation in Verantwortung. Im Bild: Senior-Geschäfts­führer Bernhard Meidel (3. v. l.) und zwei seiner Kinder, die Geschwister ­Kerstin und Gunter Meidel (l.) bei der Würdigung ihres Firmen­jubiläums durch IHK-Sprecher Radu Ferendino (2. v. l.). Foto: IHK Würzburg-Schweinfurt
Die Meidel-Gruppe, ein inhabergeführtes Speditions- und Logistik­unternehmen mit Stammsitz in Markt Einersheim, organisiert seit 120 Jahren die Unternehmensnachfolge vorbildlich. Heute ist bereits die vierte Generation in Verantwortung. Im Bild: Senior-Geschäfts­führer Bernhard Meidel (3. v. l.) und zwei seiner Kinder, die Geschwister ­Kerstin und Gunter Meidel (l.) bei der Würdigung ihres Firmen­jubiläums durch IHK-Sprecher Radu Ferendino (2. v. l.). Foto: IHK Würzburg-Schweinfurt

Dass die Nachfolge im Unternehmen aus den unterschiedlichsten Gründen gelingen kann und was es dazu im Einzelfall braucht, dass zeigt einerseits glücklicherweise nach wie vor der Blick in die Region, auch ins neu gewählte und zu Jahresfang 2023 neu konstituierte IHK-Ehrenamt. So ist zum Beispiel bei Unternehmen wie der Belz GmbH aus Würzburg, bei der Planen und Wehner GmbH aus Schweinfurt oder dem Unternehmen Fränkische Rohrwerke Gebr. Kirchner GmbH & Co. KG aus Königsberg i. Bay. erstmals eine Generation an Unternehmerinnen und Unternehmern in die Vollversammlung gewählt, die sich allesamt mit dem Thema Unternehmensnachfolge beschäftigt haben. Und auch fernab des Ehrenamtes spielt die Herausforderung Generationenwechsel eine große Rolle im IHK-Alltag. Die IHK Würzburg-Schweinfurt unterstützt seit langem mit ihrem Portfolio aus Beratung, Netzwerkformaten, Sensibilisierung und Qualifizierung dabei, gemeinsam mit regionalen Partnern nicht nur die Nachfolgerseite zu begleiten, sondern sie ist zugleich mit Partnern wie den Gründerzentren oder regionalen Netzwerken wie der Startbahn27 in Schweinfurt oder gründen@würzburg in der Domstadt bemüht, eine aktive und starke Gründerszene in Mainfranken zu etablieren.

Die Unternehmensnachfolge ist eine der großen Herausforderungen für den Mittelstand. Positiv ist, dass laut letztem IHK-Nachfolgereport Mainfranken zwar fast sechs von zehn übergabereifen Betrieben die Übergabe als Ziel haben, jedoch ist zugleich negativ zu erwähnen, dass drei von zehn Betrieben nicht wissen, wie es weitergeht bezogen auf die Übergabe, immerhin eines von ihnen die Aufgabe plant. Wenn 40 Prozent der in der Umfrage befragten Unternehmen im schlimmsten Falle keine Übergabe avisieren, dann zeigt dies abermals die Dramatik. Positivbeispiele gibt es ohne Zweifel, die Kammern selbst tragen mit Partnern gleichfalls auf Angebots -und Nachfolgeseite im Rahmen ihrer Möglichkeiten für eine positive Beeinflussung der Gesamtsituation bei. 

Jedoch braucht es auch die richtigen politischen Weichenstellungen: nebst einer allgemeinen Vereinfachung und der Förderung von Unternehmertum durch den Abbau bürokratischer Belastungen muss nicht zuletzt in Sachen Bildung mehr für die eigenen Karrierechancen durch berufliche Selbstständigkeit geworben werden, zu guter Letzt gilt es am Image des Unternehmertums zu arbeiten – denn positive Beispiele animieren zum Nachmachen. Dies kann bei der Unternehmensnachfolge nicht schaden.

Titelbild: Dieter Pfister (rechts), Geschäftsführer der Maincor Rohrsysteme GmbH & Co. KG aus Schweinfurt, hat gemeinsam mit seinem Sohn Michael die Unternehmensnachfolge aktiv umgesetzt. Foto: Florian Dittert/Maincor